An den 76. Jahrestag der Reichspogromnacht am 9. November 2014 erinnert Madeleine Henfling:
„Der 9. November ist einer der geschichtsträchtigsten Erinnerungstage der deutschen Geschichte, dessen polarisierende Kraft kaum größer sein könnte. Ein Tag zwischen dem erfolgreichen Freiheitsbegehren einer mutigen Zivilgesellschaft gegen Diktatur und Unterdrückung vor 25 Jahren und der systematischen Diskriminierung und Vernichtung von Menschen aufgrund ihrer Herkunft und Weltanschauung des NS-Regimes zur Reichspogromnacht. Am 9. November 1938 zeigte sich auch in Thüringen das wahre Gesicht des nationalsozialistischen Systems und bildet den historischen Ausgangspunkt des Holocaust. Nicht nur wurden in der Nacht zum 10. November zahlreiche Synagogen, jüdische Friedhöfe und Geschäfte gebrandschatzt und zerstört. Darüber hinaus sind allein in Thüringen über 1000 jüdische Menschen in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert worden“, erinnert die Abgeordnete.
Der 9. November 1938 sei damit ein Symbol der für alle Gesellschaften zerstörerischen Kraft, die unwidersprochener Rassismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit entfalten können. „Es ist die Aufgabe unserer Demokratie, Minderheiten, Menschen- und Grundrechte zu schützen. Dafür braucht es eine mündige und starke Zivilgesellschaft, die sich tagtäglich gegen Alltagsrassismus und die unterschiedlichen Ausprägungen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit engagiert und ihnen klar entgegentritt. Es ist unserer historische Verantwortung gegenüber all jenen, die heute aufgrund von Gewalt und Verfolgung Schutz suchen, ohne Ressentiments und auf Augenhöhe zu begegnen“, sagt Henfling mit Blick auf die aktuelle Debatte um die Flüchtlingspolitik.
Bedenklich findet die Abgeordnete nicht nur die Zunahme rechtsextremer Gewalttaten in Deutschland, sondern auch, dass latent antisemitische und antiziganistische Grundeinstellungen keineswegs als Randphänomen bezeichnet werden können. „Die aktuelle gesellschaftliche Debatte zeigt deutlich, dass Antisemitismus, antiislamische und antiziganistische Einstellungen tief in unserer Gesellschaft verankert sind. Deutlicher als in den letzten Jahren machen sich auch Verantwortungsträger diese Einstellungen zu Nutze, um Ressentiments gegen bestimmte Gruppen in Deutschland zu schüren. Insbesondere Sinti und Roma werden hier immer wieder zur Zielscheibe von Vorurteilen. Wir als Politikerinnen und Politiker sind besonders in der Pflicht und müssen unsere Verantwortung gegenüber Minderheiten in Deutschland wahrnehmen“, gibt Henfling zu bedenken. „Eine starke und von der Politik dauerhaft unterstütze Zivilgesellschaft, eine lebendige Erinnerungskultur, verlässliche politische Bildung und eine offene demokratische Gesellschaft, sind die besten Präventionsmaßnahmen gegen rassistische und antisemitische Einstellungen in unserer Gesellschaft“, so Henfling.
An der Gedenkveranstaltung der Jüdischen Landesgemeinde mit Repräsentanten der Jüdischen Landesgemeinde, der Landesregierung und der Stadtverwaltung Erfurt auf dem Jüdischen Friedhof in Erfurt (Werner-Seelenbinder-Straße 3) wird Madeleine Henfling ebenso wie Astrid Rothe-Beinlich für die Landtagsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Thüringen teilnehmen.