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Debatte um KiKa-Doku „Malvina, Diaa und die Liebe“

11.01.2018

Wir beziehen Stellung zur aktuellen Debatte um die KiKa-Dokumentation „Malvina, Diaa und die Liebe“:

Aktuell wird eine heftige Diskussion über eine Dokumentation des Kinderkanals KiKa geführt, die unter dem Motto „Schau in meine Welt“ ein junges Liebespaar begleitet. Malvina kommt aus Deutschland, Diaa flüchtete aus Syrien. Im Mittelpunkt der Doku stehen die Liebe der beiden, aber auch ihre kulturellen Unterschiede und Weltbilder. Angeregt durch ein rechtsgerichtetes Blog und einen AfD-Politiker ergoss sich ein regelrechter „Shitstorm“ über den KiKa und die Debatte weitete sich auf bekannte Medien und die breite Öffentlichkeit aus.

Zunächst einmal möchten wir aus diesem Grund unser Erschrecken darüber ausdrücken, wie selbstverständlich offenkundig Hassreden aus rechten Räumen Eingang in den (medien)öffentlichen Diskurs finden. Als Demokratinnen und Demokraten dürfen wir uns nicht als Handlager und Verstärker rassistischer Propaganda instrumentalisieren lassen.

Da in diesem Fall jedoch das Kind schon in den sprichwörtlichen Brunnen gefallen ist und die Thüringer AfD-Fraktion vom KiKa weitreichende Konsequenzen, insbesondere den Verzicht auf weitere Ausstrahlungen der Sendung, fordert, sehen wir es als notwendig an, dem unsere Haltung entgegenzustellen.

Die AfD wirft dem KiKa vor, folgende „manipulative Botschaft“ zu senden: „Eine Beziehung einer jungen deutschen Frau mit einem älteren muslimischen Araber mag vor der ein oder anderen Hürde stehen, aber wenn sich die junge Frau dem islamistisch geprägten Weltbild anpasst, können die beiden glücklich sein.“

Dazu sagen wir: Offensichtlich resultiert die Einschätzung der AfD zur Doku einmal mehr aus ihrer selektiven Wahrnehmung, die auf ihrem rassistischen Weltbild fußt und nur die Aspekte aufnimmt, die ihrer ekelhaften Hetze nutzen. Diese von der AfD formulierte Botschaft entspricht in keinster Weise dem tatsächlichen Charakter der Sendung. Im Gegenteil: Es gibt Auseinandersetzungen über die unterschiedlichen Weltbilder und über die Kleidung, weitere Diskussionen zwischen Malvina und Diaa sowie mit ihren Eltern.

Die AfD spricht außerdem der jungen Protagonistin jegliche Mündigkeit und Entscheidungsgewalt über ihre eigene Lebenssituation ab, was nicht nur sexistisch, sondern insbesondere deshalb absurd ist, als die junge Frau in Wahrheit für ihr Alter außergewöhnlich reflektiert auftritt. Malvina äußert sehr überlegt, welche Kompromisse sie einzugehen bereit ist und welche nicht. Den aus freiheitlich-demokratischer Perspektive teils problematischen Ansichten von Diaa setzt sie selbstbusst ihre eigenen Überzeugungen entgegen. Somit entsteht der Gesamteindruck eines jungen Paares auf Augenhöhe, das mit Unterschieden und Konflikten auf seine Art umgeht.

Dass die AfD die Beziehung der beiden Protagonisten dann auch noch in einen Kontext mit dem Mord in Kandel stellt, ist perfide und ekelerregend. Die AfD instrumentalisiert damit den Tod einer jungen Frau für ihre eigene rassistische und fremdenfeindliche Propaganda. Die Ableitung der AfD, auch Malvina befände sich in Gefahr, da ihr Partner Muslim ist, ist infam und letztlich nur eins: Rassismus in Reinform!

Zum Schluss möchten wir noch einmal an den Titel der Dokumentation erinnern: „Malvina, Diaa und die Liebe“. Denn darum geht es für die beiden jenseits aller Differenzen und Schwierigkeiten. Deshalb muss es umso trauriger stimmen, von wie viel Hass die Reaktionen auf und die Debatte um die Dokumentation geprägt waren. Wir jedenfalls wünschen Malvina und Diaa viel Glück für die Zukunft.