Madeleine Henfling: Umbenennung des Eisenberger Stadtfestes in „Mohrenfest“ steht beispielhaft für fehlende Auseinandersetzung mit Rassismus in Thüringen
Zur aktuellen Debatte um das „Mohrenfest“ in Eisenberg erklärt Madeleine Henfling, Obfrau für die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN in der Enquete-Kommission „Rassismus“:
„Eisenberg möchte an diesem Wochenende das traditionelle Stadtfest erstmals unter dem Namen ‚Mohrenfest‘ veranstalten. Dass es im Jahr 2019 noch möglich ist, einen eindeutig rassistischen Begriff wie „Mohr“ als namensgebende Bezeichnung für ein Fest zu verwenden, zeigt uns, wie dringend notwendig die Aufarbeitung des kolonialen Erbes bei der Bekämpfung von Rassismus und Ungleichwertigkeit ist.
Offensichtlich fehlt es weithin am Verständnis darüber, wie stark die Kontinuitäten des Kolonialismus auch heute noch in unsere europäischen Gesellschaften hineinwirken und die Grundlage für den heutigen Rassismus und die globale Ungleichheit legen.
Um die koloniale Ausbeutung fremder Kontinente rechtfertigen zu können, fand seit dem 16. Jahrhundert durch die europäischen Kolonialmächte erstmals eine Kategorisierung von Menschen in ‚Rassen‘ statt.
Es muss deshalb darum gehen, das Wissen um solche historischen Zusammenhänge stärker in der Gesellschaft zu verankern.
Laut Presseberichterstattung verbindet der Bürgermeister von Eisenberg mit dem in Rede stehenden Begriff eine positive Bedeutung. Dadurch werden aber, wie gezeigt, nicht nur die historischen Kontextbezüge ignoriert, sondern darüber hinaus auch die diskriminierende Wirkung auf schwarze Menschen in Deutschland nicht berücksichtigt“, so Madeleine Henfling.
„Wir erwarten, dass die Verantwortlichen in Eisenberg die mittlerweile aus der Zivilgesellschaft geäußerten Gesprächsangebote annehmen und dass es dadurch zu einer kritischen Auseinandersetzung in der Stadtgesellschaft über rassistische Stereotype und Klischees kommt. Wir hoffen, dass das Stadtfest dann zukünftig nicht mehr unter dieser Bezeichnung veranstaltet wird.“