Interview

Gespräch mit Nizar Amar, Diplomat von der israelischen Botschaft in Berlin

Am Freitag, den 25. März, traf sich unsere innenpolitische Sprecherin Madeleine Henfling mit Nizar Amer, Diplomat der israelischen Botschaft in Berlin. Die Botschaft in Berlin gehört für Israel zu den wichtigsten weltweit. Seit fast 60 Jahren bestehen zwischen Deutschland und Israel offizielle diplomatische Beziehungen. Heute arbeiten die beiden Länder in vielen Bereichen sehr eng zusammen und stehen in wirtschaftlichem, kultur- und bildungspolitischem Austausch.

Madeleine ist seit September 2020 Mitglied im Freundeskreis Israel des Thüringer Landtags. Das Gremium umfasst mehr als 25 Abgeordnete aus allen Landtagsfraktionen und soll dem Ausbau der parlamentarischen Beziehungen zwischen Thüringen und Israel dienen. Das Gremium hat sich außerdem zur Aufgabe gemacht Antisemitismus, Antizionismus und Rassismus entgegen zu treten und zu mehr Akzeptanz des jüdischen Lebens in Thüringen beizutragen.

Madeleine und Nizar Amer sprachen über vielfältige Themen, so unter anderem über die derzeitige politische Situation in Thüringen, insbesondere in Hinblick auf die Minderheitensituation und die aus acht Parteien bestehende Koalition in Israel. Im Vordergrund des Gesprächs standen jedoch aktuelle globale Herausforderungen wie die Klimakrise, die Corona-Pandemie sowie der russische Angriffskrieg in der Ukraine und seine Folgen. In diesem Zusammenhang interessierte den Diplomaten vor allem die deutsche Asylpolitik. Gerade in der Corona-Pandemie konnte Deutschland, bspw. bezüglich der Impfkampagne viel von Israel lernen, da das Infektions- und Impfgeschehen Israels dem deutschen vier Monate voraus war, meinte Nizar Amer.

Er erzählte auch von seinem Besuch bei den Kulturtagen der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen, die derzeit bis vom 07. April bis zum 30. Mai stattfinden. Die jüdisch-israelische Veranstaltung gebe ihm Hoffnung, da so jüdische Kultur sichtbar wird. Er betonte, dass man sich nur mit Sichtbarkeit und dem Dialog gegen Diskriminierung stellen könne. Madeleine pflichtete ihm bei, dass die jüdische Gemeinschaft hier von allen demokratischen Parteien sehr unterstützt werde und diese Unterstützung vor allem seit dem Anschlag in Halle 2019 wieder in den Fokus gerückt ist.

Über das Vorgehen bezüglich der Klimakrise waren sich Madeleine und Nizar einig. „Die Energiewende ist eine der größten Herausforderungen aktuell. Wir müssen uns fragen, wie wir die nächsten Jahre überleben können, ohne dass wir weiter von Diktatoren abhängig sind“, mahnte Madeleine „Wir haben genug Geld und genügend Technologien. Was wir brauchen, ist die Akzeptanz der Menschen“, schätzt Nizar Amer die Lage in Israel ein. Das Problem sei, dass sich die Menschen nicht involviert fühlen, stimmte Madeleine zu. „Wir müssen Fragen der Klimakrise mit Fragen der Demokratie verbinden, und so die Leute mitnehmen und einbinden.“

Nizar Amer betonte im Gespräch vor allem auch die Bedeutsamkeit der Kooperation zwischen Israel und Deutschland, und wie wichtig es sei, voneinander zu lernen. Nicht zuletzt konnten in dem Treffen zwischen Madeleine und dem israelischen Diplomaten viele Gemeinsamkeiten gefunden werden, aber auch neue Aspekte und Erfahrungen ausgetauscht werden.